Was genau ist Diabetes?
Diabetes mellitus, auch Zuckerkrankheit genannt, ist eine Stoffwechselstörung des Kohlehydratstoffwechsels, die zu einem Mangel an Insulin und folglich zu einer Überzuckerung führt. Insulin ist ein Hormon, welches in der Bauchspeicheldrüse gebildet und in den Blutkreislauf abgegeben wird. Dort ist es dafür zuständig, die Glukose, die dem Körper als Energielieferant dient, in die Zellen zu schleusen.
Schlüssel-Schloss-Prinzip
Der Transport bestimmter Stoffe aus dem Blut in die Zellen geschieht nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip. Jedes Hormon hat eine eigene Struktur, die sich nur mit bestimmten Zellen, den Zielzellen, verbinden kann und den entsprechenden Stoffwechselvorgang auslöst.
Ist aber nicht genügend Insulin vorhanden oder liegt eine Resistenz gegen das Hormon vor, können keine Bindungen entstehen und es bleibt zu viel Zucker im Blut zurück. Folglich kommt es zu einem zu hohen Blutzuckerspiegels, der sogenanntenHyperglykämie.
Ursachen
- Übergewicht / Fettleibigkeit
- Hohes Alter
- Funktionsverlust der ß-Zellen, durch Ablagerungen von Amyloid im Pankreas
- Kastrierte Kater
- Wenig Bewegung
Formen des Diabetes
Typ 1
Typ 1 des Diabetes mellitus stellt eine autoimmune Stoffwechselstörung dar, bei der die ß-Zellen der Bauchspeicheldrüse nur noch zum Teil oder gar nicht mehr funktionieren.Es ist zu wenig Insulin vorhanden und die Glukose kann nicht aus dem Blut abtransportiert werden. Diese Form ist nicht heilbar und erfordert neben einer lebenslänglichen Behandlung auch eine regelmäßige Kontrolle des Blutzuckerspiegels und eine gesunde Ernährung des Tieres.
Hunde erkranken nahezu ausschließlich an dieser Form des Diabetes.
Typ 2
Bei Typ 2 des Diabetes produziert die Bauchspeicheldrüse zwar weiterhin Insulin, jedoch liegt hier eine Resistenz gegen das Hormon vor. Meist beginnt diese Form schleichend und das Tier zeigt nur leichte, bis keine Symptome. Da der Körper auf einen erhöhten Blutzuckerspiegel mit einer vermehrten Produktion von Insulin reagiert, kommt es längerfristig zu einer Überlastung der insulinproduzierenden Zellen. Die Produktion wird eingestellt und führt letztlich zu einem Insulinmangel.
Wird in diesem Fall der Diabetes frühzeitig erkannt und kann mithilfe einer richtigen Ernährung oder Tabletten behandelt werden, besteht die Chance einer Reversibilität - gewährleistet ist das allerdings nicht.
Symptome
Anamnese
- Polyurie (vermehrter Harnabsatz)
- Polydipsie (vermehrter Durst)
- Polyphagie (vermehrter Hunger)
- Gewichtsverlust
- Müdigkeit und Schwäche
Klinisch
- Erhöhter Glukose- und Fruktosaminwert im Blut
- Erhöhte AP, ALT, Triglyceride und Cholesterinspiegel
- Erhöhter Glukosewert im Urin
- Fettleber
Diagnostik
Die endgültige Diagnose kann nur durch den Tierarzt gestellt werden. Dieser kann mittels verschiedener Blut- und Urinwerte sichere und zuverlässige Ergebnisse liefern.
Ein erhöhter Blutzuckerwert allein kann keine Auskunft darüber geben, ob eine Erkrankung an Diabetes vorliegt. Da gerade Katzen sehr stressanfällig sind, genügt oft der Tierarztbesuch oder die Autofahrt, um einen verdächtigen Blutzuckerwert zu erreichen. Dieser ist aber weder bedenklich noch benötigt er eine Behandlung mit Insulin. Denn verringert sich der Stress, fallen die Blutzuckerwerte von allein wieder in den Normalbereich.
Wichtige Parameter
Die Glukose ist der wichtigste Einfachzucker im Kohlenhydratstoffwechsel und hat eine zentrale Bedeutung für den Energiehaushalt von Hund und Katze.
Fruktosamin ist ein Aminozucker der Fructose und entsteht durch die Bindung von Zucker an die Proteine. Der Fruktosaminwert zeigt die Menge der glykierten Serumproteine, also wie viele Kohlenhydrate chemische Verbindungen mit bestimmten Blutproteinen eingegangen sind. Bei einem hohen Blutzuckerspiegel sind viele dieser Verbindungen vorhanden.
Ketone (Acetone) sind Abbauprodukte des Fettstoffwechsels, die von den Zellen genutzt werden, um den Energiebedarf zu decken. Bei einem schweren Insulinmangel kommt es zu einem ungehemmten Fettabbau und demzufolge auch zu einer entsprechend hohen Keton-Produktion. Zu viele Ketonkörper im Blut verursachen eine Übersäuerung.
Der Körper trocknet aus und verliert extrem viele Elektrolyte über den Urin. Daher ist der Nachweis von Ketonkörpern im Blut sowie im Urin ein unverzichtbarer Parameter bei der Diagnose von Diabetes.
Normalwerte
Glukose | Fruktosamin | Ketone | |
Katze | 3,05 - 6,1 mmol/l | 374 µmol |
0,0 - 0,5 mmol/l |
Hund | 3,1 - 6,9 mmol/l | 340 µmol | 0,0 - 0,5 mmol/l |
Therapie
Eine regelmäßige und zuverlässige Therapie ist die Grundvoraussetzung zur Vermeidung von Komplikationen und langfristigen Folgen, die durch Diabetes mellitus entstehen können.
Insulintherapie
Die meisten diabetischen Katzen und Hunde müssen mit Insulin behandelt werden, um weiterhin ein normales Leben führen zu können. Abhängig des Ausmaßes der Zuckerkrankheit wird die Therapie individuell auf jedes Tier angepasst.
Fütterung
Wie bei Menschen stellt Übergewicht immer einen erheblichen Risikofaktor dar, an Diabetes zu erkranken. Da Übergewicht zu einer schlechteren Insulinwirkung führt.
Betroffene Hunde und Katzen sollten nach einem strikten Futterplan gefüttert werden. Empfohlen wird ein spezielles Futter für Diabetiker mit geringem Kohlehydrat- und Fettgehalt und gut verdaulichen hochwertigen Proteinen.
Zu dünne Katzen und Hunde können auch öfter am Tag gefüttert werden oder sogar freien Zugang zum Futter haben.
Die Blutzuckermessung kann ganz einfach und problemlos von Ihnen zu Hause durchgeführt werden. Die Blutzuckermessgeräte für Tiere bieten eine einfache Handhabung und zugleich zuverlässige Messergebnisse. Daneben bieten wir selbstverständlich auch die passenden Teststreifen sowie weiteres Zubehör, wie zum Beispiel Stechhilfen, Lanzetten und Kontrolllösungen.
Komplikationen
Gerade zu Beginn der Behandlung besteht das Risiko bestimmter Komplikationen, die das Tier schnell in eine lebensbedrohliche Situation bringen können. Sollten die typischen Symptome anhalten, sich verschlechtern oder sollten neue Symptome dazukommen, ist schnelles Handeln von großer Bedeutung.
Ketoazidose
Die Ketoazidose ist eine Blutübersäuerung und tritt bei nicht (gut) eingestellten Tieren auf. Sie wird durch die Entstehung von Ketonkörpern ausgelöst und versetzt das Tier in einen lebensbedrohlichen Zustand. Kommen zu den diabetestypischen Symptomen folgende Anzeichen hinzu, liegt mit großer Wahrscheinlichkeit eine Azidose vor:
- Verweigerung der Futteraufnahme
- Nach Aceton riechender Atem
- Erbrechen
- Apathie
- Kollaps
Hier ist eine sofortige Behandlung von Hund und Katze notwendig, bei der das Tier mit Infusionen, einem Elektrolyteausgleich und einer Gabe von kurzwirksamen Insulin als Dauertropf behandelt wird. Ist die Azidose überstanden, kann die Behandlung wie bei einem normalen Diabetiker weiter geführt werden.
Hypoglygämie
Die Hypoglykämie (Unterzuckerung) entsteht durch eine Überdosis an Insulin. Dadurch sinkt der Blutzuckerspiegel zu stark ab und führt zu folgenden Symptomen:
- Schwäche
- Erbrechen
- Schwanken/Umfallen
- Zittern
- Kollaps
- Bewusstlosigkeit
Bei diesen Symptomen sollte keinesfalls Insulin gespritzt werden. Bei sicherem Verdacht auf eine Unterzuckerung, füttern Sie Ihr Tier und geben Sie etwas Zuckerlösung ins Maul. Zur Sicherheit sollte aber dennoch ein Tierarzt kontaktiert werden. Bleibt die orale Gabe der Zuckerlösung ohne Erfolg, besteht die Möglichkeit der intravenösen Applikation einer Glukoselösung.